Ich wollte nicht, dass andere mich für labil halten

Im Interview spricht die Moderatorin Annett Möller über ihre Panikattacken vor laufender Kamera, ihren Weg aus der Angstspirale – und darüber, was sie heute anders machen würde.


EDEL BOOKS: Wie lange hattest du mit Angst und Panikattacken zu kämpfen?

ANNETT MÖLLER:  Rückblickend kann ich nur einen ungefähren Zeitraum nennen. Insgesamt hatte ich gut und gern sechs Jahre damit zu tun. An den Tag im September 2009, an dem ich in einer Live-Nachrichtensendung meine erste Panikattacke bekam und sich alles für mich änderte, erinnere ich mich aber noch gut. Danach ging es mir über Monate richtig schlecht, und ich hatte gerade bei meiner Arbeit vor der Kamera mit massiver Angst zu kämpfen.

Wie haben deine Angstattacken deine Angehörigen und dein Umfeld beeinflusst?

Ich habe es kaum jemandem erzählt. Nur meine engsten Vertrauten wussten, wie es mir wirklich ging. Äußerlich war mir ja nichts anzumerken, die Kämpfe in meinem Inneren habe ich zum großen Teil allein ausgetragen. Aber sicher war ich oft gestresst, weinerlich oder anstrengend. Es war häufig nicht ganz leicht mit mir.

Wieso hast du das so lange für dich behalten?

Ich bin davon ausgegangen, dass es kaum jemand verstehen würde. Wenn ich ein Gipsbein habe oder ein gesundheitliches Problem, mit dem sich Außenstehende identifizieren können, dann können sie mitfühlen und unterstützen. Die Angst dagegen ist nicht greifbar, nicht rational. Ein Außenstehender kann das mitunter nicht nachvollziehen und fühlt sich vielleicht sogar hilflos und überfordert. Ich wollte nicht, dass andere mich möglicherweise für labil halten.

Was würdest du heute rückblickend anders machen?

Ich würde mir neben einer Therapie direkt auch einen Coach suchen, der lösungsorientiert mit mir arbeitet. Und ich würde mir Bücher und Videos zum Thema Selbstcoaching besorgen. Heute gibt es dazu definitiv mehr, als es damals der Fall war. Ich würde auch in Betracht ziehen, meinen Arbeitgeber einzuweihen. Ich glaube, es wäre hilfreich gewesen, eine echte Auszeit zu bekommen, um die Angst nicht nebenbei angehen zu müssen.

Annett Möller moderierte zuerst bei ntv und später bei RTL fast zehn Jahre lang die Hauptnachrichten. Mit der Geburt ihrer Tochter entschied sie sich, in die TV-Unterhaltung zu wechseln. Sie absolvierte außerdem eine Ausbildung zum Systemischen Personal und Business Coach. Seit Januar 2022 gehört sie zum festen Moderator*innen-Team von „Guten Morgen Deutschland“ bei RTL. Sie ist 43, lebt mit ihrer Familie in Berlin und berichtet ihren zahlreichen Followern regelmäßig auf Instagram von ihrem Alltag.

In „Liebe Angst, Zeit, dass du gehst. Wie ich mich von Angst und Panikattacken befreite“ zeigt Annett Möller mögliche Wege aus der Angst. Mit Erfahrungsbericht, Übungen für den Akutfall und Tipps von Expert*innen.

Paperback, 320 Seiten, 18,95 €

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